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Emirsian

Ach was, der Typ von Harmful? Glaubt man erst gar nicht, wenn man die samtige Stimme hört und seine Musik, die die 80-Dezibel-Grenze partout nicht überschreitet.

Aren Emirze, ein Drittel der Frankfurter Noiserocker Harmful, wandelt als Emirsian auf akustischen Solopfaden. Mit dem Nebenprojekt erforscht der gebürtige Armenier seine Wurzeln – musikalisch wie kulturell. Und wie viele Kulturen und Subkulturen ein einzelner Mensch problemlos irgendwie unter einen Hut bringen kann, zeigt uns er vorbildlich – zum Beispiel mit einer Kehrtwendung nach fast fünfzehn Jahren Rockmusik.

Sein Nebenprojekt könnte nicht gegensätzlicher ausfallen. Auf den Fotos des Emirsian-Internetauftritts riecht ein junger Mann an Jasminblüten und vermeidet den direkten Blick in die Kamera. Woher kommt dieser Wandel?

Ein Hauptthema und vielleicht auch ein Auslöser für das erste Album “A Gentle Kind Of Disaster” ist der Tod des Vaters. Eines der Kernstücke auf dem Album bildet deswegen auch eine alte, wiedergefundene Kassettenaufnahme, auf der sein Vater – selbst ein begeisterter Hobbymusiker – ein Lied in armenischer Sprache für seine Kinder aufgenommen hat. Gemeinsam mit seinem Bruder übernimmt Aren die zweite und dritte Stimme.

Wehmut der Erinnerung und der gleichzeitige Trost, die man sich in dieser Szene ausmalen kann, sind charakteristisch für Emirsians Werk, das zurückhaltend, kontemplativ und dabei stets etwas schwermütig wirkt. Überraschenderweise schätzt dies sogar die Rockpresse: gute Noten trotz für einen Noiserocker leiser Musik.

Daran knüpft auch sein Zweitling “Yelq”, sowie sein 2011 erschienenes Doppelalbum “Accidentally In Between” an. Schwermut und Optimismus reichen sich hier die Hände.